federn
"Die Zeiten, in denen wir leben, und noch mehr die Zeiten, in denen unsere Kinder und unsere Enkel leben werden, sind schwierig. Doch die Schwierigkeit war immer im Leben der große Anreiz, der alle unsere Triebe, gute und schlechte, aufweckte und aufstachelte, damit wir das Hindernis überspringen, das sich plötzlich vor uns erhob. Und so gelangten wir manchmal, indem wir alle unsere Kräfte mobilisierten, die sonst einschliefen oder sporadisch und lustlos wirkten, viel weiter, als wir selbst es hofften. Denn die mobilisierten Kräfte sind nicht nur unsere, individuellen, auch nicht nur menschlichen Kräfte. Beim Anlauf, den wir nehmen, um zu springen, werden in uns dreifaltige Kräfte frei: individuelle, allmenschliche und vormenschliche. In dem Augenblick, da der Mensch sich wie eine Feder zusammenzieht, um den Sprung zu wagen, zieht sich in uns auch das Leben des Planeten selbst zusammen und nimmt Anlauf. Wir fühlen dann deutlich die einfachste Wahrheit, die wir oft in den bequemen und unfruchtbaren Augenblicken der Leichtigkeit vergessen: Dass der Mensch nicht unsterblich ist, sondern einem unsterblichen Wesen dient."
(Nikos Kazantzakis: Bericht an El Greco erscheint in einer überarbeiteten Neuauflage im Frühjahr 2025.)